Steigende Fahrgastzahlen, ein deutlich ausgeweitetes Fahrtenangebot und neue Kooperationspartner – eigentlich könnte die Schwäbische Albbahn einer gesicherten Zukunft entgegensehen. Doch aufgrund der jüngsten Entwicklungen sieht die ENAG als Betreiber der Strecke die Albbahn in akuter Gefahr. Die von Bund und Land geplanten Kürzungen der Regionalisierungsmittel könnten nach Ansicht der ENAG im schlimmsten Fall sogar das völlige Aus für den Schienenstrang zwischen Schelklingen, Münsingen und Engstingen bedeuten.
Die ENAG hat die Albbahn zwischen 1999 und 2004 in zwei Abschnitten von der DB Netz AG gepachtet und damit die drohende Stillegung der für die Region wichtigen Schienenverbindung abgewendet. Das Land Baden-Württemberg hat das Engagement der ENAG für die Albbahn anerkannt und durch die Bestellung zusätzlicher Zugleistungen im Schülerverkehr honoriert.
Insbesondere die Fahrten mit dem „Ulmer Spatz“ in der Sommersaison haben die Albbahn und damit die gesamte Region zwischen Ulm und Reutlingen weiter über ihre Grenzen hinaus bekannt gemacht. Gleichzeitig erfüllt die Schwäbische Albbahn im Schülerverkehr eine wichtige Aufgabe als bequemes und sicheres Beförderungsmittel.
Diese erfreuliche Entwicklung droht nun aber in das Gegenteil umzuschlagen. Wenn der Bund wie angekündigt die Regionalisierungsmittel in den nächsten Jahren zurückfährt, zwingt dies das Land ebenso wie die Verkehrsunternehmen zu Einsparungen. Der Vorstand der ENAG befürchtet nun, dass die DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH (RAB) insbesondere auf der Albbahn Einsparungen plant, die bis zu einem vollständigen Einstellen der Zugleistungen führen könnten.
Dies würde das Ende der Albbahn bedeuten. Als kleine Eisenbahninfrastrukturgesellschaft kann die ENAG zwar die Strecke mit geringerem Kostenaufwand als die DB Netz AG betreiben, doch ist sie auf die Einnahmen durch Trassengebühren dringend angewiesen. Das derzeitige Betriebsprogramm deckt gerade die Kosten für den laufenden Betrieb. Die ENAG sieht sich finanziell nicht in der Lage, eine Eisenbahninfrastruktur ohne oder mit noch geringerem Verkehr als zum jetzigen Zeitpunkt zu betreiben.
Eine Stilllegung der Strecke würde zum einen das auf der Schwäbischen Alb geplante Biosphärengebiet jeder Chance auf die Entwicklung eines umweltgerechten und damit nachhaltigen Verkehrskonzeptes berauben. Zum anderen würde aber auch das Engagement der Gemeinden und ihrer Bürgerinnen und Bürger zur Stärkung des Tourismus auf der Alb einen schweren Rückschlag erleiden. Gerade die Kommunen standen in den letzten Jahrzehnten immer zu „ihrer“ Bahn und haben deren Erhalt mit vielfältigen Leistungen unterstützt.
Der ENAG-Vorstand appelliert daher an die Solidarität aller Entscheidungsträger und Anrainer. Nur mit einem entschlossenen Eintreten für die Albbahn können Kürzungen des Fahrplans vermieden und damit die Zukunft der Strecke gesichert werden.