Schwäbische Albbahn

 

Foto

Der „Ulmer Spatz“; Steffen Pfrang, 28.06.2003

Bahngeschichtlicher Abriss:

02.06.1892 Eröffnung Reutlingen – Honau
01.10.1893 Eröffnung Honau – Kleinengstingen – Münsingen
 01.08.1901 Eröffnung Münsingen – Schelklingen
 ab 1969 Stilllegung in mehreren Abschnitten
 1999 Abschnitt Kleinengstingen – Oberheutal soll stillgelegt werden,
ENAG pachtet Strecke für 25 Jahre
 01.05.2000 ab sofort Touristikverkehr mit dem „Ulmer Spatz“ an Sonn- und Feiertagen
 2001 Strecke wird unter Denkmalschutz gestellt,
Holzverladegleis in Marbach wird eingeweiht,
Stadt Münsingen baut Bahnhof um
01.06.2004 ENAG pachtet Abschnitt Oberheutal – Schelklingen
 13.09.2004 Wiederaufnahme des Planverkehrs an Schultagen
 09.12.2007 Neueröffnung des Haltepunktes Grafeneck
 12.10.2008 Wiedereröffnung des Haltepunktes Sondernach

Bahnhöfe und Haltepunkte:

Strecke Betriebsstelle Art
km 58,25 Bf Schelklingen Bahnhof
km 56,50 Hp Schmiechen Albbahn Haltepunkt
km 50,75 Hp Hütten Haltepunkt
km 48,98 Hp Sondernach Haltepunkt
km 38,01 Bf Oberheutal Bahnhof
km 34,53 Bf Münsingen Bahnhof
km 28,50 Hp Grafeneck Haltepunkt
km 27,32 Bf Marbach (bei Münsingen) Bahnhof
km 24,13 Hp Gomadingen Haltepunkt
km 22,02 Hp Offenhausen Haltepunkt
km 18,97 Hp Kohlstetten Haltepunkt
km 15,28 Bf Engstingen Bahnhof

Reutlingen – Honau – Münsingen – Schelklingen (- Ulm)

Dipl.-Ing. Martin E. Uhlig

Überblick

Die Nebenbahn Reutlingen – Münsingen – Schelklingen wurde durch die Königlich Württembergische Staats-Eisenbahn (K.W.St.-E.) nach württembergischen Nebenbahn-Normalien von Reutlingen aus in verschiedenen Etappen errichtet und für Güter- und Personenverkehr eingerichtet:

  • Reutlingen – Pfullingen – Honau, eröffnet am 2. Juni 1892,
  • Honau – Lichtenstein – Kleinengstingen – Münsingen, eröffnet am 1. Oktober 1893,
  • Münsingen – Schelklingen, eröffnet am 1. August 1901.

Der Abschnitt Honau – Lichtenstein wies eine Steigung von 1:10 auf und war mit einer Zahnstange der Bauart Riggenbach-Klose ausgerüstet. In den Anfangs- beziehungsweise Endbahnhöfen bestand Anschluss an das Netz der K.W.St.-E., in Kleinengstingen ab dem 7. September 1901 an das Netz der heutigen Hohenzollerischen Landesbahn AG (HzL).

Erbaut wurde dieser Eisenbahn-Albaufstieg auf die Reutlinger und Münsinger Alb in ernster Konkurrenz zu einer Linienführung über Urach nach Münsingen (als Verlängerung der Ermstalbahn Metzingen – Urach). Dort wäre die Überwindung des Albtraufes ohne die technisch aufwändige Zahnradbahn möglich gewesen, jedoch konnten sich damals die Reutlinger Interessen durchsetzen, die eine Erschließung des Echatztales wünschten.

Nach dem Ersten Weltkrieg ging die Württembergische Staats-Eisenbahn in die Deutsche Reichsbahn auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Eisenbahn in der französisch besetzten Zone von der „Verwaltung der Südwestdeutschen Eisenbahnen“ (SWDE) übernommen und in die Deutsche Bundesbahn (DB) eingegliedert, welche seit 1995 als „Deutsche Bahn AG“ firmiert.

Auch die Stilllegung der Bahn erfolgte in mehreren Abschnitten ab 1969. Heute noch vorhanden ist der Abschnitt Kleinengstingen – Münsingen – Oberheutal – Schelklingen. Der Abschnitt Reutlingen – Honau – Lichtenstein – Kleinengstingen ist abgebaut, die Bahntrasse aber noch weitgehend vorhanden. Als im September 1998 auch der Abschnitt Kleinengstingen – Münsingen – Oberheutal seitens der Deutschen Bahn AG stillgelegt werden sollte und sich trotz intensiver Suche kein anderes Eisenbahnunternehmen bereitfand, diese Strecke vor der bereits genehmigten Stilllegung zu bewahren, entschloss sich die „Erms-Neckar-Bahn AG“ (ENAG), die Strecke von der DB auf die Dauer von 25 Jahre zu pachten und damit ihren Weiterbestand zu sichern.

Schon früher hatte die Strecke für den Ausflugsverkehr eine beträchtliche Bedeutung. Versäumte Strukturanpassung ließen aber den automobilen Individualverkehr so stark anwachsen, dass der Bahn keine Zukunft mehr gegeben wurde. Heute jedoch gewinnen Bahnen in touristisch interessanten Gebieten für den Freizeit-Reiseverkehr wieder an Bedeutung; entsprechende Angebote werden von der Bevölkerung gerne angenommen. Und so sah die ENAG kurzfristig gute Chancen, durch ein geeignetes Angebot im Freizeit- und Touristikbereich den Bestand der Strecke zu sichern. Mittelfristig sollte auch wieder Güterverkehr dazugewonnen werden.

Heute findet gelegentlich bereits wieder Güterverkehr durch die Hohenzollerische Landesbahn AG (HzL) statt. Der Bahnhof Schelklingen wird von der DB im Personen- und Güterverkehr vollumfänglich bedient. An Schultagen sowie vom 1. Mai bis Mitte Oktober eines jeden Jahres an Sonn- und Feiertagen wird die gesamte Schwäbische Albbahn (Strecke Schelklingen  Engstingen der ENAG sowie Engstingen Gammertingen der HzL) im Reisezugverkehr bedient. Der Freizeitverkehr auf Schienen („Ulmer Spatz“, „Roter Brummer“ und „RadWanderShuttle“) ist bestens verknüpft mit diversen Omnibus-Linien, die teilweise auch für den Fahrrad-Transport eingerichtet sind. Eingebunden sind auch die Züge der Ermstalbahn! Einen Fahrrad-Verleih gibt es am Bahnhof Münsingen. Auf allen genannten Strecken findet aber jederzeit auf Kundenwunsch Personenverkehr mit Sonderzügen statt.

Landeskunde

Das heutige Südwestdeutschland war während des Erdmittelalters, im Mesozoikum, also vor etwa 225 Millionen Jahren, Teil eines Binnenbeckens, einer ausgedehnten Senkungszone, die zeitweise mit seichten Meeren und flachen Küstenländern bedeckt war. Der Untergrund bestand aus Granit und Gneis (Grundgebirge). In diesem Becken wurden feine Sande, Tone, Kalke, Gips und Salze abgelagert. Allmählich verfestigten sich jene Sedimentgesteine, die man unter der Bezeichnung Trias zusammenfasst: Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Vor 200 Millionen Jahren lebten hier schon Saurier, wie Funde bei Trossingen und Holzmaden bestätigen. Vor 200 Millionen Jahren drang das Weltmeer wieder in dieses Binnenbecken ein und bildete das flache und warme Jurameer. In diesem lebten verschiedene Arten von Sauriern, so etwa Flugsaurier, Fischsaurier, Meereskrokodile, aber auch Fische und wirbellose Tiere wie Ammoniten und die mit den Tintenfischen verwandten Belemniten. Muscheln, aber auch Seelilien und allerlei Wasserpflanzen gediehen hier prächtig. Aus den Ablagerungen entstanden zunächst der Schwarze Jura (Lias), dann der Braune Jura (Dogger) und schließlich der Weiße Jura (Malm) mit seinen Schwammstotzen und Korallenriffen. Das Jurameer verflachte mit der Zeit immer mehr; vor etwa 150 bis 130 Millionen Jahren (Beginn der Kreidezeit) war das Gebiet der heutigen Alb wieder Festland.

Während der Tertiärzeit, die vor 70 Millionen Jahren begann, wurden die Alpen aufgefaltet und der Rheingraben brach ein. Dabei kam es neben der Aufwölbung der östlichen Randgebirge Odenwald und Schwarzwald zu einer Anhebung und Schrägstellung des ganzen Schichtpaketes des mesozoischen Deckgebirges mit seinen Sedimenten. Auf der westlichen Seite hebt sich die Alb heute bis in Höhen von über 1000 Metern über Meereshöhe, nach Osten dacht sie sich langsam zur Donau und Oberschwaben hin ab und verschwindet ohne scharfen Landschaftswechsel unter den jüngeren Sedimentschichten des oberschwäbischen Alpenvorlandes. Nach Südwesten, jenseits des Hochrheins, setzt sich der Weiße Jura in den Mittelgebirgen des Schweizer Jura und später dann des Französischen Jura fort. Im Nordosten setzt sich die Schichtstufe als Fränkische Alb in Bayern fort, getrennt nur durch das durch einen Meteoriteneinschlag entstandene Ries.

Im jüngeren Tertiär, vor etwa 25 Millionen Jahren, brach im Bereich der mittleren Alb der „Schwäbische Vulkan“ aus. Im Gebiet zwischen Kirchheim/Teck und Bad Urach hat man über 300 Durchschlagslöcher festgestellt. Folgeerscheinungen dieser vulkanischen Tätigkeit sind die zahlreichen kohlesäurehaltigen Mineralquellen und natürlich auch in jüngster Zeit erschlossenen Thermalwasser-Vorkommen wie Bad Urach, Bad Dietzenbach und Bad Überkingen. An einigen Stellen entstanden regelrechte Vulkankegel, zum Beispiel der Georgenberg bei Pfullingen. Nicht zu verwechseln sind diese aber mit ähnlich aussehenden Zeugenbergen. Oft blieb der Lavafluss dabei auch in die Tiefe stecken und es entstanden lediglich Schlote mit Gasaustritten. In solchen Schloten und Trichtern entstanden gelegentlich kleine Seen, sogenannte ‚Hülen‘.

Vor etwa 16 Millionen Jahren und vor etwa 7 Millionen Jahren entstanden die beiden Reihen der Hegau-Vulkane, deren bekanntester der Hohentwiel ist. Zwei Meteoriteneinschläge vor etwa 15 Millionen Jahren schufen das Ries-Becken und das Steinheimer Becken. Sie sorgten damals für Umweltkatastrophen von so gewaltigem Ausmaß, dass jegliches Leben in weitem Umkreis für lange Zeit ausgelöscht wurde.

Der beeindruckend steile Albtrauf ist eine echte Schichtstufe, die von zahlreichen vor der eigentlichen Weißjuratafel liegenden Zeugenbergen und Auslegern gegliedert ist. Diese bestehen aus härterem weißen Jura, ihr Umland aus weicherem Braunen Jura, welcher schneller abgetragen wurde. Bedeutende Zeugenberge sind der Hohenzollern, die Reutlinger Achalm sowie die drei Kaiserberge Hohenstaufen, Rechberg und Stuifen bei Göppingen. Die schnelle und heute noch andauernde Rückverlegung des Albtraufes dokumentiert sich deutlich in kräftigen Abtragungserscheinungen wie geköpften Tälern und aktiven Bergrutschen. Bekannte Beispiele sind etwa die Schlatter-Wand oder der erst 1983 erfolgte Bergsturz am Farrenberg bei Mössingen. Die Hänge unter dem Albtrauf zeigen oft mächtige Schuttbildungen.

Das Gestein der Schwäbischen Alb besteht zum einen aus sehr hellen, fast reinen Kalken, die entweder geschichtet sind oder als massige Kalke vorliegen. Diese Massekalke sind aus dem Kalkgerüst von Schwämmen und Algen aufgebaut, die auf dem Grund des flachen Jurameeres lebten. Das Auftreten von Korallenriffen setzt Meerestiefen von weniger als 100 Metern voraus. Zum anderen sind es Mergel mit wechselnden Tongehalten, die in sehr unterschiedlicher Mächtigkeit auftreten können. Nach vorherrschender Färbung des Gesteins werden die bereits oben erwähnten drei Schichten unterschieden: Der Schwarze Jura (Lias) befindet sich im Albvorland, der Braune Jura (Dogger) liegt vor dem Albtrauf und schließlich der Weiße Jura (Malm), der das eigentliche Mittelgebirge bildet. Die Mächtigkeit der drei Jura ist sehr unterschiedlich. Der Schwarze Jura und der Braune Jura erreichen zusammen meist nicht die Stärke des Weißen Jura. Das Verhältnis beträgt etwa 1:3:5. Friedrich August Quenstedt, ab 1837 Professor an der Universität Tübingen, Begründer der geologischen und paläantologischen Forschung im Schwäbischen Jura, hat die einzelnen Juraschichten mit griechischen Buchstaben versehen. Der Schwarze Jura enthält dunkle Kalke, Tone und Mergel. Der braune Jura besteht aus einer Folge von teilweise feinsandigen Tonen sowie zwischengeschalteten Kalksandsteinen und Eisenknollen. Bohnerz und Eisenerz wurde teilweise sogar wirtschaftlich abgebaut, beispielsweise in Geislingen/Steige, Aalen, Laucherthal und Thiergarten. Der Weiße Jura enthält Mergel und überwiegend helle, gebankte (wohlgeschichtete) Kalke, die wie gemauert aufeinander liegen. Die mittleren Weißjuraschichten zeichnen sich durch Felsvorsprünge und Felsnadeln im Bereich des Albtraufs aus. Sie sind Zeugen früherer Riffe im Jurameer. Die oberste Schichtstufe bildet der obere Weißjura mit seinen Zementwergeln und Plattenkalken.

Die Schwäbische Alb ist das größte Karstgebiet Mitteleuropas (Karst kommt vom slawischen „Krst“ = Fels). Zu den zahlreichen Karsterscheinungen, die auf die Löslichkeit des Kalks durch kohlensäurehaltiges Wasser zurückzuführen sind, gehören viele Höhlen, Dolinen, Trockentäler sowie Schichtquellen und Karstquellen. Besonders die Schichten des Weißjura der Alb sind von Rissen, Spalten und Klüften durchzogen, in denen Oberflächenwasser versickert und unterirdisch abfließt. Das Regen- und Schmelzwasser reichert sich vor seinem Versickern ins klüftige Gestein mit Kohlenstoffdioxid aus der Luft an. Dieses nun leicht säurehaltige Wasser löst dabei den Kalk in den Rissen und Spalten auf. Die schmalen Hohlräume werden mit der Zeit immer größer, weil die nun immer stärker und schneller fließenden Wassermengen sie mit ihrer auswaschenden und abtragenden Kraft (Erosion) immer mehr erweitern, bis eine Höhle entsteht. Dort, wo das Wasser in die Hohlräume tropft, wird der gelöste Kalk wieder ausgeschieden. So entstehen bei der Verdunstung des Wassers an der Höhlendecke Tropfsteine, die von oben nach unten wachsen, sogenannte Stalaktiten. Tropft das Wasser schneller auf den Höhlenboden, so bauen sich von unten nach oben wachsend als Stalagmiten bezeichnete Bodentropfsteine auf. Oft wachsen beide Tropfsteinarten auch ineinander und bilden Tropfsteinsäulen, sogenannte „Orgelpfeifen“.

Eine andere Eigenart der Schwäbischen Alb sind die Trockentäler. Diese Talformen wurden einst von Bächen und Flüssen geschaffen, doch im verkarsteten Untergrund versickert das Wasser und fließt nun in Höhlenbächen weit unter der Erdoberfläche. Die oberirdischen Bach- und Flusstäler blieben jedoch erhalten und füllen sich nur nach der Schneeschmelze oder auch starken Gewittern. Das versickerte und sich in Höhlenbächen sammelnde Oberflächenwasser stößt aber in der Tiefe auf wasserundurchlässige Schichten und tritt dann am Albtrauf in recht stark fördernden, sogenannten „Schichtquellen“ wieder aus, die sich in die Nebenflüsse des Neckars entleeren. Auf der Donauseite der Alb steigt das durch ihren Gesteinskörper sickernde Wasser sprudelnd aus der Tiefe in sogenannten „Quelltöpfen“ auf. Bekannt sind die Quelltöpfe von den Flüssen Blau, Lauter, Brenz, Lone und Aach. Zur Zeit der Schneeschmelze fördern sie oft bis zu achzigmal mehr Wasser zutage als in trockenen Sommertagen.

Die Schwäbische Alb ist für ihr rauhes Klima bekannt, daher auch der Name Rauhe Alb. Während in den tieferen Teilen des Albvorlandes wie Ermstal, Echatztal, Neckartal und unteres Filstal relativ warme Sommer und eher milde Winter vorherrschen und diese Regionen deshalb zur wärmebegünstigten Weinbaustufe gehören, weist die Albhochfläche im Gegensatz dazu kühlere Sommer und mitunter lange, schneereiche Winter auf. Die Apfelblüte beginnt auf der Alb meist erst Ende Mai, etwa einen Monat später als im Albvorland. Am Albtrauf kann zwar eine hohe Niederschlagsmenge erwartet werden, bedingt durch die Karstlandschaft gehört die Albhochfläche dennoch zu den trockensten Gebieten Deutschlands. Entsprechend hat sich auch die Vegetation entwickelt: Markenzeichen der Schwäbischen Alb ist die Wacholderheide mit Magerwiesen, Silberdisteln, Wacholder, Schlehen und Trockengräsern. Viele Pflanzen sind geschützt, auch wenn sie an manchen Stellen in großer Zahl vorkommen: Orchideen, Enzian, Silberdistel und viele andere mehr.

Der Wanderer ist auf der Schwäbischen Alb gerne gesehener Gast. Insbesondere die Wacholderheide-Hänge sind landwirtschaftlich nicht intensiv genutzt und dienen oft ausschließlich als Schafweide. Für Großstadtkinder sind dies beliebte Spielplätze, auf denen man sich nach Herzenslust austoben kann. Gewisse Spielregeln sollten aber auch hier beachtet werden: Geschützte Pflanzen können gerne aus allernächster Nähe betrachtet oder anhand eines pflanzenkundlichen Buches bestimmt werden. Ausreißen und mitnehmen darf man sie aber keinesfalls! Auch nicht geschützte Pflanzen sollten nur sehr restriktiv gepflückt werden. Tiere, egal ob wild lebend oder Haus- oder Nutztier (Schafe) sollten in Ruhe gelassen, keinesfalls aber erschreckt oder aufgescheucht werden. Hunde gehören an die Leine! Verbote in den Landschaftsschutzgebieten müssen unbedingt eingehalten werden, denn die Natur braucht unseren Schutz! Dazu gehören insbesondere Befahrungs- und Betretungsvorschriften zu gewissen Zeiten, etwa das Bootsverbot im Bereich des Lautertales!

Die herrliche Landschaft der Schwäbischen Alb soll auch zukünftig unserer Erholung dienen können. Einen richtigen Beitrag leistet jeder, der sein Auto zu Hause stehen lässt und mit dem Zug die Schwäbische Albbahn benutzt, wandert, sein Fahrrad mitbringt, die gepflegte Gastronomie sorgenfrei frequentiert und am Abend ohne Auto-Stau-Stress zügig und bequem erholt wieder nach Hause kommt.

Streckenbeschreibung

Früher begann die Eisenbahn-Reise mit der Bahn über die Schwäbische Alb im südlichen Flügel des Reutlinger Hauptbahnhofes auf 374,8 Meter über Normalnull an einem der Gleise 1M oder 2M. Das M stand für „Münsingen“, weshalb die Bahn dort auch „Münsinger Bahn“ genannt wurde. Die Ausfahrt der Bahn ging nach Osten, parallel zur Strecke nach Stuttgart durch den Reutlinger Hauptbahnhof, vorbei am Reutlinger Lokomotivschuppen, wo die Zahnrad-Dampflokomotiven beheimatet waren, und in einem großen Bogen nach Süden. Es folgte nun ein tiefer Einschnitt, in dem während des Bahnbaues ein etwa 1,5 Meter langer Mammutzahn gefunden worden war und in den im Zweiten Weltkrieges während der Bombardierung Reutlingens die Lokomotiven und Züge hineingeschoben wurden und so den Brandbomben entkamen, die den Reutlinger Bahnhof ansonsten fast vollständig zerstörten.

Am Fuße des Scheibengipfels und der Achalm, also mit gewissem Abstand entlang des Reutlinger Stadtkernes (zur Zeit des Bahnbaues waren dort noch Weinberge), bog die Bahn immer weiter nach Süden bis zum Bahnhof Reutlingen-Süd (früher: Eningen). Dort gab es neben mehreren Industrie-Abzweigen ein Übergabegleis zur Rollbockgrube der meterspurigen elektrischen Reutlinger Straßenbahn, welche von hier aus auf Langbein’schen Rollböcken aufgeschemelte Normalspur-Güterwagen über die Straßenbahngleise auch nach Pfullingen und in Richtung Eningen beförderte. Direkt auf den „Südbahnhof“ folgte ein beschrankter Bahnübergang für die Straße nach Eningen, und hier kreuzte auch die Straßenbahn rechtwinklig die Staatsbahn. Die Sicherung erfolgte durch einflügelige, durch die Bahn gesteuerte Hauptsignale.

Fünf Kilometer hatte die Bahn schon zurückgelegt, als sie den Bahnhof Pfullingen erreichte. Der Bahnhof lag östlich des Stadtkerns am Fuße des Urselbergs, und nach noch einmal 2 Kilometern war der Haltepunkt Pfullingen Süd (früher: Pfullingen Papierfabriken) erreicht. Nahe diesem Haltepunkt wird zunächst die Echaz und danach die Staatsstraße nach Honau mittels großer eiserner Brücken überquert. Die Bahn wechselte die Talseite und fuhr nun durch typisch schwäbische Hochstamm-Obstwiesen am Fuße des Schönberges entlang und stieg ständig bis Unterhausen Spinnerei (Streckenkilometer 8,2). Dort gab es ein bedeutendes Industrie-Anschlussgleis.

Über den Bahnhof Unterhausen (Streckenkilometer 10) wurde nach einem weiteren Kilometer und ständiger Steigung der Bahnhof Honau erreicht. Die Bahn hatte nun schon eine Höhe von 525 Metern über dem Meere erklommen. Die vier Bahnhofsgebäude der ersten königlich württembergischen Nebenbahn durch das Echaztalbahn Reutlingen Honau wurden im sogenannten Chaletstil erbaut, die sich harmonisch in die gebirgige Landschaft einfügen sollten. Schweizer Einflüsse sind unübersehbar. Es waren dies die Prototypen für württembergische Nebenbahn-Bahnhofsgebäude. Allerdings erwies sich der bauliche Aufwand als zu hoch, sodass später errichtete Gebäude sich stilistisch zwar an die Prototypen anlehnten, aber in vielen Details wesentlich vereinfacht errichtet worden sind. Dem Honauer Bahnhof ähnlich sind beispielsweise die Gebäude von Marbach und Münsingen entlang der Schwäbischen Albbahn.

Der Bahnhof Honau gab Ende 2002/Anfang 2003 ein eher trauriges, sehr baufälliges Bild ab und sollte abgerissen werden, als sich ein alsbald überaus rühriger Verein gründete mit dem Ziel, das Bahnhofsensemble authentisch zu restaurieren und in ein Bahn-Museums-Konzept zu integrieren. Die Restaurierung des Bahnhofs in engster Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde ist mittlerweile weit gediehen; dem Verein Förderverein Bahnhof Honau e.V. ist es außerdem gelungen, die beiden wohl ältesten württembergischen, ja deutschen Reisezugwagen überhaupt als Leihgabe des Verkehrsmuseums Dresden restaurieren und beherbergen zu dürfen. Der Bahnhof Honau lag weit vor dem eigentlichen Ortskern, denn hier begann die Zahnradstrecke mit ihrer Steigung von 1:10. Damit wurde eine weitausladende Schleifenlösung für den Albaufstieg vermieden. Um die historischen Belange der ehemaligen Zahnradbahn Honau Lichtenstein und der zugehörigen Fahrzeuge kümmert sich in rührender Weise der Verein der Zahnradbahnfreunde. Für die 1969 stillgelegte Zahnradbahn waren zu jeder Zeit eine Reihe von Sonderfahrzeugen notwendig, die natürlich schon lange ausgemustert und teilweise auch verschrottet sind. Möglichst viel von dem, was teils durch Zufall noch erhalten ist, wurde vom Verein der Zahnradbahnfreunde gesammelt und wird nach und nach wieder restauriert beziehungsweise betriebsfähig aufgearbeitet. So sind mittlerweile bereits zwei der ehemaligen Zahnrad-Schienenbus-Steuerwagen VS98 wieder betriebsfähig und kommen auf ihrer fräheren Heimatstrecke, der Schwäbischen Albbahn, regelmäßig zum Einsatz. Eine weitere Attraktion wird die Original-Zahnradbahn-Dampflok sein, wenn sie alsbald wieder in Betrieb steht. Langfristiges Ziel ist es natürlich, die ehemalige Zahnradstrecke wieder aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. Auf einer Streckenlänge von gerade mal 2,15 Kilometern wurde 179 Meter Höhenunterschied bezwungen, und bei Streckenkilometer 13,3 war die Bergstation Lichtenstein erreicht. Allerdings ist der Bahnhof Lichtenstein mit 704 Metern über dem Meere nicht der höchste Punkt der Bahn: Münsingen liegt mit 705 Metern noch etwas höher!

Von Lichtenstein aus führte die Strecke über die Albhochfläche zur 3 Kilometer entfernten Station Engstingen (früher Kleinengstingen). Bis hierher also sind die Streckengleise abgebaut, doch der Bahndamm ist noch größtenteils erhalten, vereinzelt liegen auch noch Schienen oder stehen noch Kilometersteine im Schotter.

Engstingen

Die von der Erms-Neckar-Bahn AG gepachtete Strecke beginnt heute in Engstingen, wo von Süden (aus Gammertingen – Trochtelfingen) die Strecke der Hohenzollerischen Landesbahn AG (HzL) einmündet und die frühere Einfahrt aus Richtung Reutlingen (von Westen her) heute durch einen Supermarkt überbaut ist.

Nur etwa 3 Kilometer von hier, direkt in Sichtweite der früheren, heute abgebauten Zahnradbahn Honau – Lichtenstein, steht auf einer steilen Felsnadel in 817 Metern Höhe über dem Echatztal das berühmte Schloss Lichtenstein, ein Wahrzeichen der Schwäbischen Alb. Das Schloss verdankt sein Entstehen der romantischen Welle anfangs des 19. Jahrhunderts. Angeregt durch Wilhelm Hauffs Roman „Lichtenstein“ (erschienen 1826) ließ Graf Wilhelm von Württemberg (später Herzog von Urach), Neffe des württembergischen Königs, 1839 durch den Stuttgarter Architekten A. Heideloff Pläne zum Neubau anfertigen, die 1840 bis 1842 durch den Reutlinger Baumeister J.A. Rupp an der Stelle, an der bis 1802 bereits eine bescheidene kleine Burg und bis 1837 ein Forsthaus stand, realisiert wurden. Das schon durch seine „kühne“ Hochlage beeindruckende Schloss Lichtenstein, nach den Wunschworten des Bauherrn „eine deutsche Ritterburg im edelsten Stil des Mittelalters“, die „selbst das berühmte Hohenschwangau übertreffen“ sollte, ist eine der nach wie vor volkstümlichsten Schöpfungen der Burgenromantik des 19. Jahrhunderts. Noch im Besitz der Herzogsfamilie, birgt sie heute Kunst- und Waffensammlungen, die besichtigt werden können. Vom 35 Meter hohen Wartturm kann man eine großartige Aussicht über Schwaben hinaus bis ins badische Heidelberg im Norden und zu den Schweizer Alpen im Süden genießen.

Ganz in der Nähe des Lichtenstein liegt die Karlshöhle mit bekannten Tropfsteinbildungen.

Im unterhalb des Lichtenstein gelegenen Ort Honau, bekannt durch den früher als Zahnradbahn betriebenen Albaufstieg Honauer Steige, sollte die 1874 entdeckte Olgahöhle mit ihren Tuffkalotten und Tropfsteinen besichtigt werden, ebenso wie das zu Ehren des schwäbischen Schriftstellers eingerichtete Wilhelm-Hauff-Museum. Hier entspringt auch die Echaz in einer Schichtquelle mit einer Schüttung von etwa 650 Litern pro Sekunde.

Ebenfalls ganz in der Nähe befindet sich die 1486/1487 erstmals schriftlich erwähnte Nebelhöhle, neben der Bärenhöhle die meistbesuchte Schauhöhle der Schwäbischen Alb. Die etwa 380 Meter lange Tropfsteinhöhle ist im Weißjura d angelegt und gibt Zeugnis von der Verkarstung beziehungsweise Wasserführung im Körper der mittleren Kuppenalb. Der Sage nach soll sich der landflüchtige württembergische Herzog Ulrich in einem Seitenast der Nebelhöhle versteckt gehalten haben, wie Wilhelm Hauff in seinem Roman „Lichtenstein“ beschreibt. Am 4.8.1803 besuchte König Friedrich I. von Württemberg die Höhle. Damals entstand das „Nebelhöhlefest“, das alljährlich zu Pfingsten abgehalten wird und große Besucherscharen anzieht.

Das Dorf Kleinengstingen selbst liegt auf einem wasserführenden Bassalttuffschlot des Schwäbischen Vulkans. Im Jahre 1580 wurde hier eine Sauerbrunnenquelle erschlossen, die in einem hübschen Brunnen in Ortsmitte gefasst ist. Die südlich davon gelegene Ortshälfte Großengstingen, die ihren Eisenbahn-Haltepunkt an der Strecke der Hohenzollerischen Landesbahn hat, liegt genau im Schnittpunkt alter Römerstraßen. Zu bewundern ist dort eine schöne Rokoko-Kirche und das Automobilmuseum Siegfried Stoltz.

Engstingen ist ein Knotenpunkt im heutigen Freizeit- und Touristikverkehr der Schwäbischen Albbahn. Hier treffen sonntags von Mai bis Oktober die Züge Ulmer Spatz und „Rad-Wander-Shuttle“ von RAB und HzL im Zwei-Stunden-Takt aufeinander; dazu passend verkehren Rad-Wander-Omnibusse von RAB und HzL aus Reutlingen und Gammertingen sowie Omnibusse zu den Sehenswürdigkeiten der Umgebung.

Die Bahn wechselt ihre Hauptrichtung. Führte sie bis jetzt eigentlich von Nord nach Süd, so verläuft sie jetzt hauptsächlich von Ost nach West, wenngleich fast immer in Kurven mit Radien bis herunter auf 200 Meter Radius und in Steigungen und Gefällen bis 1:65. Sie folgt fast immer den Flusstälern oder Trockentälern auf der Alb, so auch zwischen Engstingen und Offenhausen dem Trockental der Urlauter. Nach 4 Kilometern ist Kohlstetten erreicht, und nach weiteren drei Kilometern Offenhausen.

Offenhausen

Der Ort Offenhausen am Lauterursprung wurde im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt. Im 13. Jahrhundert entstand hier ein Dominikanerinnenkloster, das schon 1575 aufgehoben worden ist. Statt dessen hat man hier ein Gestüt eingerichtet, das unter dem württembergischen Herzog Karl Eugen seine Blüte erlebte und heute Teil des berühmten Haupt- und Landesgestüts Marbach ist. Die ehemalige Klosterkirche ist renoviert und Mittelpunkt des Gestütsmuseums, in dem neben kirchenhistorischen Hintergründen die Entwicklung der Pferdezucht dargestellt ist. Offenhausen ist heute Ortsteil der Gemeinde Gomadingen.

Die Große Lauter entspringt als stark schüttende (170 Liter pro Sekunde) Karstquelle in Offenhausen direkt beim Gestütshof unterhalb des Sternbergs im waldreichen Westteil der mittleren Kuppenalb. Sie fließt windungsreich in einem großen Bogen südostwärts durch ihr oft tief eingeschnittenes, großartiges Durchbruchstal zur Donau hin, wo sie unterhalb von Obermarchtal mündet. Von links und rechts münden auch romantische Seitentäler ins Lautertal. Von Münsingen-Buttenhausen bis Hayingen-Anhausen kann die Lauter mit Paddelbooten befahren werden, der Naturschutz verlangt aber große Einschränkungen im Frühling und Sommer. Geradezu ideal ist das Tal der 44,5 Kilometer langen Großen Lauter für Radler und Wanderer erschlossen.

Die Bahn folgt dem Tal der Großen Lauter und erreicht nach 2 Kilometern Gomadingen.

Gomadingen

Gomadingen ist ein viel besuchter Luftkurort im Großen Lautertal. Südlich davon erhebt sich der 844 Meter hohe Sternberg, der einen Basalttuffschlot des Schwäbischen Vulkans enthält. Auf seinem Gipfel steht ein Aussichtsturm und ein Wanderheim des Schwäbischen Albvereins; an seinem Südhang findet der Wanderer besonders schöne Wacholderheiden!

Die Bahn folgt weiter dem Tal der großen Lauter und erreicht nach 3 Kilometern Marbach.

Marbach

Am Zusammenfluss von Großer Lauter und Dolderbach liegt der Weiler Marbach. Dort hat der württembergische Herzog im Jahre 1573, also vor mehr als 400 Jahren, ein Gestüt gegründet, das heute als baden-württembergisches Haupt- und Landesgestüt insbesondere durch die Zucht von Vollblut-Arabern Weltruf genießt. Über 350 Pferde, auch Warmblutpferde und Haflinger, können in den Ställen sowie auf den Weiden und Koppeln bestaunt werden. Jene sind im Tal ähnlich einem englischen Park eingebettet. Zu den Reitpferde-Auktionen im Frühjahr und Herbst und den glanzvollen Hengstparaden im September und Oktober stellt sich internationales Publikum ein. Das Gestüt ist ganzjährig frei zugänglich.

Mit finanzieller Unterstützung des Landes Baden-Württemberg wurde im Jahre 2001 von der Erms-Neckar-Bahn AG in Marbach wieder ein beidseitig angeschlossenes Ladegleis errichtet, das hauptsächlich dem Holzverkehr dienen soll.

Tal der Großen Lauter

Ab Marbach windet sich das Mäander der Große Lauter weiter nach Süden, um vorbei an Buttenhausen, Hundersingen, Gundelfingen, Anhausen und Lauterach in Richtung Donau zu plätschern. Das Tal wird wildromantisch. Oft rücken die Bergrücken so dicht aneinander, dass man das Tal für abgeschlossen hält, plötzlich öffnet es sich wieder und man tritt in eine neue Talbucht ein. Die Hänge werden zerschnitten von finsteren, waldbestandenen Schluchten, begleitet von unzähligen Felsen (weißer Jura) mit weit aufragenden Felszinnen, Spalten, Klüften und Höhlen. Stellvertretend genannt seien hier der Hohle Felsen südlich von Buttenhausen, der Spitzige Stein (Naturdenkmal) vor Gundelfingen, Ochsenlöcher, Gemsfels und Immenfels im für den Autoverkehr gesperrten, wohl reizvollsten Abschnitt zwischen Anhausen und Lauterach. Zahlreiche Felsen tragen Burgen und Ruinen, vorwiegend aus staufischer Zeit. Erwähnenswert sind zahlreiche Wasserfälle, an denen die Lauter über Kalkbarrieren stürzt („Gießel“ genannt). Die Lauter zählt zu den saubersten Flüssen des Landes, im Sommer lädt sie zum erfrischenden Bade, wenngleich die Wassertemperatur selten über 15° C steigt.

Durch das Tal der Großen Lauter war sogar einmal eine schmalspurige Eisenbahn geplant. Sie hätte in Marbach abzweigen, allen Mäandern der Lauter folgen und in Munderkingen an die Donautalbahn anschließen sollen. Eigentlich schade, dass diese Bahn der Spurweite 750 mm nicht gebaut worden ist.

Die Bahn folgt ab Marbach aber dem lieblichen Tal des Golderbaches. Nach etwa einem Kilometer liegt rechter Hand Schloss Grafeneck, das 1556 bis 1560 auf Geheiß von Herzog Christoph anstelle einer mittelalterlichen Burg errichtet und in den Jahren 1762 bis 1772 von Herzog Karl Eugen zur „Zweiten Solitude“, einem Lustschloss mit Schlosskirche, Opernhaus und großem Park umgebaut wurde. Im 19. Jahrhundert wurden die meisten dieser Gebäude wieder abgebrochen. Geblieben ist das jetzt hufeisenförmige Jagdschloss des Herzogs Christoph in barock veränderter Gestalt und auf mächtigem Unterbau. Traurige Berühmtheit erlangte Schloss Grafeneck durch die Vorgänge während des Nationalsozialismus: 1940 begann hier dessen „Euthanasie-Programm“ mit Tötung „lebensunwerten Lebens“. Ein Mahnmal erinnert an diese finstere Zeit.

Münsingen

Bei Streckenkilometer 35 ist Münsingen erreicht. Der mehrgleisige Bahnhof musste so angelegt werden, dass von hier aus auch eine Bahnverbindung über Seeburg nach Urach möglich sein würde. Dies war einer der Kompromisse, die dem vor hundert Jahren unterlegenen Ermstal zugestanden wurde, welches damals in Sachen Albaufstieg trotz guter Argumente unterlegen war. Die Bahn wendet sich in der Bahnhofseinfahrt scharf nach Süden. Der Bahnhof Münsingen hatte einstmals große Bedeutung im Güterverkehr. Nicht nur ein großes Lagerhaus hatte Bahnanschluss, auch der im Jahre 1895 eingerichtete Münsinger Truppenübungsplatz wurde von hier bedient.

Im Jahre 809 wurde erstmals eine „villa Munigesinga“ erwähnt. Ortsherren waren bis ins 13. Jahrhundert die Grafen von Urach. Um das Jahr 1325 erhielt das inzwischen württembergisch gewordene Münsingen das Stadtrecht. Im Münsinger Schloss, einem Steinbau des 14. Jahrhunderts mit kleinen Fensteröffnungen, wurde 1482 der „Münsinger Hausvertrag“ geschlossen, durch den Graf Eberhard im Barte das seit 1442 geteilte Land Württemberg wieder vereinigte. Im 1994 renovierten Schloss ist heute das Münsinger Heimatmuseum mit Fresken des 14. Jahrhunderts aus den Kirchen von Gruorn und Münzdorf untergebracht. Die evangelische Martinskirche aus dem 13. Jahrhundert hat einen von Peter von Koblenz gegen Ende des 15. Jahrhunderts geschaffenen Chor. Das alte Rathaus aus dem 17. Jahrhundert (ehemals herzogliches Zeughaus mit Erdgeschoss-Lauben), der um 1600 geschaffene Marktbrunnen mit vier Ausguss-Röhren (eine Seltenheit auf der wasserarmen Schwäbischen Alb) sowie einige Renaissance-Fachwerkhäuser sind vorbildlich renoviert!

Die Bahn verlässt das Stadtgebiet von Münsingen weiter in Richtung Südosten, um sogleich mitten durch das Naturschutzgebiet Beutenlay zu führen. Auf dem etwa 100 Hektar großen Areal kann man die für die Albhochfläche typische Flora begutachten, darunter auch Pflanzen, die andernorts längst ausgerottet sind. Entlang eines botanischen Lehrpfades kann man auch eine Reihe von sozusagen „historischen“ Wirtschaftspflanzen erleben, wie etwa Dinkel und Flachs, die früher auf der Alb eine sehr wichtige Rolle gespielt haben. Sehr beeindruckend ist das Gebiet Beutelay zur Blütezeit im Frühling und Frühsommer mit seinen leuchtenden Farben wie heute selten auf der Schwäbischen Alb.

Auf 730,63 Metern über dem Meere überschreitet die Bahn hier die Europäische Wasserscheide.

Oberheutal

Danach biegt die Bahn noch weiter nach Süden, ins Heutal, einem typischen Trockental der Schwäbischen Alb, ab. Bei Bahnkilometer 38 liegt die Station Oberheutal, eine anfangs der siebziger Jahre errichtete großzügige Verladeanlage für Militärfahrzeuge. Der Weiler Oberheutal besteht nur aus wenigen Häusern entlang der Landstraße.

Mehrstetten

Bei Bahnkilometer 41 liegt der einsame Bahnhof der etwa 2 Kilometer entfernt liegenden Gemeinde Mehrstetten (763 Meter über dem Meere), die heute allgemein als Musterbeispiel gelungener Albdorfsanierung gelobt wird. Die Kirche von Mehrstetten ist von 1577. Mehrstetten ist beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen auf der Alb und gilt als relativ schneesicherer Wintersportort. Im alten Farrenstall ist ein kleines Heimatmuseum eingerichtet.

Sondernach

Das immer noch trockene Heutal wird zunehmend tiefer eingeschnitten. Die Bahn durchfährt eine sehr einsame Gegend nördlich der Lutherischen Berge fernab jeder Straße, überschreitet die Kreisgrenze zum Alb-Donau-Kreis (Ulm) und berührt den idyllisch gelegenen Ort Sondernach (Bahnkilometer 49). Das Heutal mündet hier in das romantische Tal der Schmiech. Sondernach gehörte zusammen mit den Dörfern Weilersteußlingen, Ennahofen und Grötzingen zur Herrschaft Steußlingen, die, als sie 1581 an Württemberg fielen, reformiert wurden und so in einer rein katholischen Gegend lagen, daher die Bezeichnung „Lutherische Berge“.

Hütten

Bei Bahnkilometer 51 wird der Ort Hütten im Schmiechtal mit seiner Barockkirche von 1717 erreicht. Das von Nordwest nach Südost ziehende Tal hat sich hier kräftig eingetieft, ein Zeugnis dafür, dass es schon seit dem Ende des Tertiärs besteht und früher einen wesentlich größeren Einzugsbereich besaß. Die Schmiechquelle selbst liegt etwa 5 Kilometer oberhalb von Hütten am Rande des kleinen Weilers Springen direkt neben der Straße. Ein Hinweisschild führt zu ihr. Mit einer Schüttung von 60 bis 900 Litern pro Sekunde tritt sie unterhalb eines Felsanschnitts aus einer Spalte aus. Gut markierte Wanderwege des Schwäbischen Albvereins sowie der „Rulaman-Rundwanderweg“ treffen hier zusammen.

Am Ortsanfang von Hütten liegt der Eingang zum Bärental, das schon auf den ersten Metern einen wildromantischen Eindruck der steil eingeschnittenen Kerbtäler am Rande der Schwäbischen Alb vermittelt.

Bei Hütten sind die Wacholderheideflächen besonders schön ausgeprägt, herrlich umrahmt von hohen Felsstotzen wie etwa dem Schlossfelsen, von dessen Spitze nahezu das gesamte obere Schmiechtal überblickt werden kann. Unterhalb dieses Naturdenkmals wächst auf dem Felsschutt echter Trockenrasen, eine sehr seltene Formationsform, die aufgrund der dort vorherrschenden besonders extremen Klimaverhältnissen (Sonneneinstrahlung und -reflexion an den Felswänden) eine speziell angepasste Flora und Fauna birgt. Das anstelle einer alten Burg im Jahre 1567 erbaute Schloss Hohenjustingen hoch über Hütten wurde 1834 auf Abbruch verkauft und ist seither eine Ruine. Am gegenüberliegenden Abhang liegt der Hohe Fels, in dessen Grotte Klingen und Spitzen von Rentierjägern der Altsteinzeit gefunden wurden.

Der Bahnhof von Hütten ist Bedarfshaltepunkt des „ Ulmer Spatz“ an Sonn- und Feiertagen von Mai bis Oktober und kann auch von Sonderzügen jederzeit bedient werden.

Talsteußlingen

Bei Kilometer 52 erreicht die Bahn Talsteußlingen. Die hoch über dem engen Tal liegende Burg Neusteußlingen wurde 1812 zum Abbruch verkauft, aber 1897 wieder neu aufgebaut.

Schmiechen

Bei Schmiechen mündet die Schwäbische Albbahn in die Donautalbahn (Ulm – Ehingen – Riedlingen – Sigmaringen) ein. Kurz zuvor wird allerdings bei Bahnkilometer 57 noch der Haltepunkt Schmiechen Ort erreicht. Südöstlich von Schmiechen liegt der Schmiecher See, eine in Deutschland eher ungewöhnliche Naturerscheinung: Dieses Feuchtgebiet füllt sich nämlich nur periodisch und steht dann etwa einen Meter unter Wasser. Eine große Zahl seltener Wasservögel und Amphibien, so etwa der Fischadler, aber auch Kröten und Molche finden hier Schutz und Unterschlupf.

Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Kirche von Schmiechen wurde in der Spätgotik umgebaut. Aus der ersten Bauzeit ist noch eine tonnengewölbte Krypta erhalten. Der netzgewölbte Chor von 1492 ist ein Werk von H. Bürer.

Schelklingen

Von Schmiechen bis Schelklingen fährt die Schwäbische Albbahn auf den Gleisen der 1869 von der Königlich Württembergischen Staatsbahn (K.W.St.-E.) eröffneten Donautalbahn. Bei Bahnkilometer 59 wird das 1127 erstmals urkundlich erwähnte Schelklingen erreicht. Schelklingen wurde vielleicht schon vor 1234 zur Stadt erhoben und gehörte von 1343 bis 1805 zu Österreich. Das Stadtbild ist von der seit 1889 hier ansässigen Zementindustrie geprägt. Schelklingen war nicht nur ein Zentrum steinzeitlicher, späteiszeitlicher Rentierjäger, von denen in der näheren Umgebung der Stadt vielerlei Zeugnis gefunden wurde. Es bietet auch eine Reihe mittelalterlicher Sehenswürdigkeiten wie beispielsweise die St.-Afra-Friedhofskapelle (Nähe Bahnhof) mit Wandfresken aus der Erbauungszeit (um 1300), das Bemmelbergsche Schlösschen (um 1550), das Pfarrhaus (1599) oder auch die Burgruine Hohenschelklingen auf einem Hügel über der Stadt (aus dem 11. Jahrhundert).

Schelklingen ist über die Donautalbahn alle halbe Stunde mit Ehingen und Ulm verbunden. In Ulm bestehen Anschlüsse mit ICE-, EC-, IC- und Regional-Zügen in die gesamte Region sowie nach allen Teilen Deutschlands und Europas. Die Donautalbahn führt weiter nach Sigmaringen; dort bestehen günstige Anschlüsse über die Zollern-Alb-Bahn nach Tübingen, Reutlingen und Stuttgart sowie mit der Hohenzollerischen Landesbahn über Gammertingen nach Engstingen, dem Ausgangspunkt unserer Strecke über die Schwäbische Alb.

Streckendaten:

 

Streckenlänge: 41,719km
Maximale Neigung: 1:50
Kleinster Kurvenradius: 300m
Streckengeschwindigkeit 50km/h
Bahnhöfe/Haltepunkte 8
Weichen: 22
Signale: 10
Stellwerke: -Kurbelstellwerk in Münsingen

-Dr-Stellwerk Oberheutal

Brücken: 14
Bahnübergänge:

–          Technisch gesichert:

–          durch Übersicht gesichert:

–          Fußgängerüberwege:

 

7

35

5

Ladegleise: -Engstingen

-Marbach

-Münsingen

-Oberheutal

 

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