Die Ermstalbahn wird zur Großbaustelle

Die Erms-Neckar-Bahn AG elektrifiziert die Strecke für die Regionalstadtbahn Neckar-Alb (RSB): In Dettingen-Gsaidt entsteht ein zweigleisiger Abschnitt mit Mittelbahnsteig. Und im Sommer 2021 wird die Ermstalbahn zur Großbaustelle – mehr als 200 Fundamente und Gittermasten für die Oberleitung sind zwischen Bad Urach und Metzingen zu errichten. Rund 90 Prozent der Kosten tragen Bund und Land.

80 Meter langer Mittelbahnsteig

Das Projekt Regionalstadtbahn Neckar-Alb (RSB) kommt voran: Die ENAG hat im Oktober mit dem Bau des neuen Kreuzungsbahnhofs in Dettingen-Gsaidt begonnen. Laut ENAG-Projektleiter Thomas Heim entsteht in den nächsten Wochen bis Mitte November zwischen einem etwa 600 Meter langem zweigleisigen Trassenabschnitt genügend Raum für einen 80 Meter langen Mittelbahnsteig. Wegen des von Ende 2022 an vorgesehenen 30-Minuten-Taktes sei an dieser Stelle ein zweites Gleis als Ausweichmöglichkeit notwendig. „In Dettingen-Gsaidt begegnen sich dann die Züge aus Richtung Bad Urach und aus Metzingen“, erläutert Heim. Da der Bahnhof in Metzingen wegen der Erneuerung eines Gleises am Bahnhofsgebäude ohnehin von der Bahn gesperrt worden sei, habe die ENAG die Arbeiten in Gsaidt vorgezogen. Bis Mitte November sollen die rund 1,5 Millionen Euro teuren Gleisabschnitte mit vier Weichen liegen. Später erfolgt dann der Bau des Mittelbahnsteigs und die Installation der notwendigen Signaltechnik.

Auf dem für den neuen Mittelbahnsteig vorgesehenen Areal sind die Gleise bereits entfernt worden. Links und rechts davon entstehen zwei rund 600 Meter lange Schienentrassen, damit sich von Ende 2022 an Züge aus Bad Urach und Metzingen in Dettingen-Gsaidt begegnen können. Foto: ENAG / W. Schulz-Braunschmidt

Neue Schienen für die Ermstalbahn

Die neuen Schienen für den Kreuzungsbahnhof sind schon da. Insgesamt werden in dem zweigleisigen Streckenabschnitt der Ermstalbahn 1.200 Meter Gleis neu verlegt.

Angeliefert ganz klassisch per Bahn: Die neuen Schienen für den Kreuzungsbahnhof Dettingen-Gsaidt. Foto: ENAG / Jakob Weber
Ein Zweiwege-Bagger hebt die neuen Schienenstücke vom Transportwaggon und legt sie bedarfsgerecht im Schotterbett neben dem alten Gleis ab. Foto: ENAG / Jakob Weber

Fundamente für die Oberleitung

Im Sommer 2021 wird die rund zehn Kilometer lange Schienentrasse zwischen Bad Urach und Metzingen zwischen Mai und Mitte September zur Großbaustelle. „Für die Elektrifizierung der Strecke müssen wir mehr als 200 etwa zwei Meter tiefe und einen Meter breite Fundamente betonieren und darauf Gittermasten für die Oberleitung installieren“, sagt Heim. Gleichzeitig baue man alle Bahnsteige auf die für die Regionalstadtbahn notwendige Länge von 80 Metern aus. Nachtarbeiten und der Einsatz von Rammen seien aus Rücksicht auf die Bürger nicht geplant.

30-Minuten-Takt startet Ende 2022

Mit der Installation des Fahrdrahtes und dem Bau eines digitalen Stellwerks für die Zugsteuerung in Dettingen-Gsaidt schließe man die Arbeiten 2022 an dem sogenannten „Modul 1“ der Regionalstadtbahn Neckar-Alb zwischen Herrenberg und Bad Urach ab. Der Fahrdraht stehe dann sofort unter Strom, um Diebstähle zu verhindern, betont der ENAG-Projekleiter. Einschließlich der Erweiterung des Bahnhofs Metzingen (ein neuer Bahnsteig und ein neues Gleis) betragen die gesamten Baukosten 23,1 Millionen Euro. Bis zu 90 Prozent tragen Bund und Land.

Visualisierung einer Stadtbahn im elektrifizierten Kreuzungsbahnhof Dettingen-Gsaidt (Bildgrundlage ist allerdings noch der alte Bahnhof mit Seitenbahnsteig). Visualisierung: Tricon AG

„Die Ermstalbahn wird von Ende 2022 an im 30-Minuten-Takt mit modernen Elektrozügen bedient“, erläutert der ENAG-Vorstandsvorsitzende Carsten Strähle. Die neuen Regionalstadtbahnen kämen voraussichtlich von 2026 an zum Einsatz. Der von Ende 2022 an geplante 30-Minuten-Takt biete den Fahrgästen im Vergleich zur heutigen Situation große Vorteile. „Dank der schnellen Verbindungen rücken Städte und Umland enger zusammen“, so Strähle. „Spätestens dann sind Erms- und Ammertalbahn wichtige und umweltfreundliche Nahverkehrswege zwischen Schönbuch, Neckar und Alb.“ Man rechne mit einem deutlichen Zuwachs an Fahrgästen und Umsteigern vom Auto auf die Schiene.

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