Noch ist jede Zugfahrt auf der Ermstalbahn vom Brummen eines Dieselmotors begleitet. Doch schon in wenigen Jahren wird sich dies grundlegend ändern. Der Schienenstrang zwischen Metzingen und Bad Urach wird Teil der ersten Strecke im Netz der Regionalstadtbahn Neckar-Alb. Damit geht nicht nur die Elektrifizierung der Ermstalbahn einher, sondern auch die Schaffung neuer Direktverbindungen. Einen wichtigen Meilenstein zur Umsetzung des Regionalstadtbahn-Konzepts hat nun das Regierungspräsidium Tübingen mit der Einleitung des Planfeststellungsverfahrens gesetzt. Noch bis einschließlich Mittwoch, 10. Februar, können die Planunterlagen bei der Stadt Metzingen, der Gemeinde Dettingen und der Stadt Bad Urach während der allgemeinen Dienststunden eingesehen werden.
Um die Ermstalbahn für die Regionalstadtbahn zu ertüchtigen, sind eine ganze Reihe von Baumaßnahmen erforderlich. So müssen nicht nur die Masten für die Oberleitung gesetzt, sondern auch die Bahnsteige durchgehend auf 80 Meter Länge gebracht und die Sicherungstechnik an die neuen Anforderungen angepasst werden. Wichtigstes Einzelvorhaben ist der Ausbau der Haltestelle Dettingen-Gsaidt zum Kreuzungsbahnhof. Damit kann die Kapazität der Strecke zur Einführung eines Halbstundentakts vorbereitet werden. Auch im Bahnhof Metzingen werden die Gleisanlagen um ein zusätzliches Bahnsteiggleis erweitert. Da die derzeitige Signaltechnik auf der Ermstalbahn nicht für einen Mehrzugbetrieb ausgelegt ist, muss der Zugleitbetrieb durch vereinfachte elektronische Stellwerkstechnik für Regionalstrecken (ESTW-R) ersetzt werden. Aufgrund der zu erwartenden Eingriffe in die Flora und Fauna entlang der Strecke sind entsprechende ökologische Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen. Nach dem derzeitigen Stand der Planungen könnten die Arbeiten für den Ausbau der Ermstalbahn 2017 beginnen. Unter anderem wird dann voraussichtlich eine mehrwöchige Sperrung des Zugverkehrs erforderlich sein, um die Gleisanlagen umbauen zu können.
Die Elektrifizierung der Ermstalbahn ist Bestandteil der ersten Stufe der Regionalstadtbahn Neckar-Alb. Diese umfasst außerdem die Elektrifizierung der Ammertalbahn zwischen Tübingen und Herrenberg sowie der Bau von vier neuen Haltepunkten auf der Neckartalbahn zwischen Metzingen und Tübingen: Reutlingen-Storlach und -Bösmannsäcker, Tübingen-Neckaraue und -Güterbahnhof. Der bisherige Haltepunkt Tübingen-Lustnau würde dann für den neuen Haltepunkt Tübingen-Neckaraue aufgegeben. Dadurch wird es möglich, die Ermstal- und Ammertalbahn mit einem durchgehenden Halbstundentakt zu verknüpfen, sowie mit den neuen Haltestellen weitere Siedlungsgebiete entlang der Strecke optimal zu erschließen. Die Erms-Neckar-Bahn AG wird als Projektpartner die Umsetzung des ersten Bauabschnittes betreuen.
Auf der Verbindung Bad Urach–Reutlingen–Tübingen–Herrenberg werden zunächst Vollbahnfahrzeuge zum Einsatz kommen. Die weiteren Module der Regionalstadtbahn umfassen dann aber auch den Neubau der Innenstadtstrecke in Tübingen, die Elektrifizierung der Neckartalbahn nach Horb und der Zollernbahn nach Albstadt-Ebingen, die Reaktivierung der Talgangbahn nach Albstadt-Onstmettingen, der Bau einer Querspange von Reutlingen nach Dusslingen und nicht zuletzt die Wiederanbindung der Schwäbischen Albbahn nach Reutlingen durch den Wiederaufbau der Honauer Steige sowie eine neue Trassierung im Echaztal zwischen Honau und Reutlingen mit Erschließung des Ortskerns von Pfullingen. Aufgrund der aktuellen Fördersituation kann das Gesamtpaket jedoch nicht auf einen Schlag umgesetzt werden, so dass mehrere Stufen geplant sind, bis das Zielnetz von rund 190 Kilometern Länge erreicht sein wird.